Der DAX, der unberechenbare Index. Wirtschaftsmagazine titelten in den vergangenen Wochen „Crash oder Korrektur“ oder „Angst vor dem Crash“. Tatsächlich ist überhaupt nichts sicher mit Ausnahme der wirtschaftlichen Rahmendaten. Die sind sicher alles andere als rosig. Die Konjunktur schwächelt, die Inflationsrate sinkt, Industrie und Handel haben Einbrüche zu beklagen. Betrachtet man das Bild über die Grenzen Deutschlands hinaus, sehen die Fakten bedrohlich aus. Die Partner der Euro-Währungsunion sind wirtschaftlich alles andere als stabil, selbst Schwergewicht Frankreich ist schwer angeschlagen und die Politik findet keine andere Handhabe gegen die Machenschaften der internationalen Finanzmärkte als sie mit Geld zu bewerfen. Nüchtern betrachtet befindet sich der DAX seit dem 20.06.2014 in einem intakten Abwärtstrend, die Entwicklungen in der Ukraine haben diesen Ende Juli/ Anfang Juli massiv beschleunigt. Dann kamen die Amerikaner, von einem revidierten BIP und einer 4-Mrd-Dollar-Frischgeldkur der FED beflügelt schauten sie auf den günstigen Wechselkurs des Euro, die daurch vermeintlich noch günstigeren Kurse von DAX-Aktien und begannen zu kaufen und zu kaufen. Seit dem 08.08.2014 sehen wir dadurch eine massive Korrektur des Abwärtstrends.
Am Mittwoch der vergangenen Woche wurde dabei nun auch das letzte Down-Gap im Xetra-Dax bei 9.593 geschlossen – hier liegt zufälligerweise auch das 61er FiBo-Retracement der gesamten Abwärtstrecke des DAX im Zeitraum vom 20.06. bis 08.08.. Der aktuelle Abwärtstrend könnte sogar bei einem DAX-Stand von 9.704 noch als intakt gesehen werden. Charttechnisch gibt der Index damit zur Zeit keine Hinweise, welche Richtung er bevorzugt einschlagen wird. Zumindest nicht im Tagesschart, denn auf Monatssicht gibt es sehr wohl ein Zeichen, an dem man sich orientieren kann. Die August-Monatskerze des DAX ist ein grüner Umkehrstab – allerdings mit einer gewaltigen 700-Punkte-Spanne: 8.903 bis 9.600. Umkehrstäbe funktionieren zwar auch auf Monatsbasis, Beispiele gibt es zu Genüge: Im März 2009 ein Signal für 3000 Punkte, im Mai 2011 für 2500 Punkte, im Juni 2012 für 3500 Punkte oder eben im Juni 2014 für 1200 Punkte. Allerdings sind die Risiken, die man in Kauf nehmen muss um mit ihnen erfolgreich zu handeln, bei einem 700-Punkte-Stab entsprechend gewaltig.
Die 9.601 steht damit in den kommenden Tagen als Magic Number im Fokus meiner Aufmerksamkeit: Dort wird der grüne Monats-Umkehrstab getriggert wodurch ein Kaufsignal ausgelöst würde. Schafft der Dax es nicht, 9.601 Punkte zu überwinden, darf man weiter vom intakten Abwärtstrend ausgehen. Dafür spricht auch die Tageskerze vom Mittwoch, die man durchaus auch als Umkehrstab interpretieren kann. Ist der Abwärtstrend tatsächlich intakt, würde ein neues Tief in den Blickpunkt geraten und das wäre erst bei 8.902 Punkten erreicht. Von dort könnte der Dax sich anschicken, offene Up-Gaps des letzten Jahres zu schliessen: 8.720 und sogar 8.280 wären möglich, ohne dass wir einen „Crash“ zu beklagen hätten: Die untere Begrenzung des langjährigen Aufwärtstrendkanals liegt aktuell bei rund 7.000 Punkten.
Meine mittelfristige Prognose lautet demnach: Der DAX steigt nicht über 9.600 Punkte sondern geht zu einer „echten Korrektur“ mit dem ersten Ziel bei 8.720 über.
Ein Intraday-Prognose für die kommenden Tage verbietet sich aus zweierlei Gründen: Zum einen die Xetra-Tageskerze vom Dienstag, 26.08.2014. Sie hat einen Außenstab gebildet und Außenstabphasen lassen jeden Handel zum reinen Glücksspiel verkommen. Zum zweiten bleibt die Wall Street am Montag wegen eines Feiertags geschlossen – ohne deren Impulse erwarte ich einen unmotivierten Handelstag innerhalb der Außenstab-Spanne. Denkbar ist auch das Xetra-Gapclose bei 9.570 – der ideale Zeitpunkt um sich mit Shorts einzudecken. Der Stopp-Loss wäre in diesem Fall bei 9.601 zu setzen, eben jene Marke, wo der grüne August-Umkehrstab getriggert würde. Günstiger als 31 Punkte unterhalb des möglichen Hochpunkts der Korrektur kann man sicher nicht auf Short setzen.